von Nele Franzen
Es ist Freitag, 15 Uhr. Julian hat Schulschluss und entscheidet zusammen mit seinen Kumpels Max und Ferdinand, in eine Mall zu gehen. Julian ist 17 Jahre alt und steht kurz vor seinem Abitur, seine Freunde gehen auch in seine Stufe. In der Mall angekommen entscheiden sich die Jungs, Eisessen zu gehen. Julian wollte noch kurz bei Footlocker reinschauen ob sie die neuen Adidas Ultraboost schon haben. Freitags ist die Mall zwar relativ voll aber die Jungs wollen nicht lange bleiben. Julian möchte schnell wieder nach Hause, da er mit seiner langjährigen Freundin einen romantischen Abend geplant hat, wodrauf er sich sehr freut. Der Laden befindet sich in der Nähe des Hintereingangs, auf dem Weg dorthin bleiben Max und Ferdinand bei einem Schaufenster stehen. Dafür hat Julian keine Zeit, er möchte nur kurz in den Laden, schnell gucken ob es die Schuhe gibt und dann auf dem schnellsten Weg nachhause. Julian beschließt, schonmal vor zu gehen. Er geht in den Laden und sieht, dass es die neuen Schuhe gibt, er unterhält sich mit einem Mitarbeiter. Julian sitzt mit dem Rücken zum Eingang, der Mitarbeiter kann auf dem Eingang des Ladens schauen. Plötzlich bekommt dieser große Augen und ein angsterfülltes Gesicht. Ab dem Zeitpunkt geht alles ganz schnell. Julian hört Schüsse, blitzschnell dreht er sich zum Eingang. Vor dem Ladeneingang liegt ein Mädchen, überall ist Blut. Zwischen den Schüssen hört man Schreie. Julian befindet sich in einer Art Trance - er kann sich nicht bewegen. Er will zum Ausgang rennen, aber der Mitarbeiter hält ihn zurück und zieht ihn hinter die Kasse. Von da aus können sie sehen, wie ein Mann mitten in der Mall steht und wild um sich schießt. Julian kann nicht atmen, in ihm breitet sich eine riesige Angst aus - die Angst vor dem Tod. Ihm schießen tausend Gedanken durch den Kopf, er zittert am ganzen Körper und fängt an zu schwitzen. Durch die Hilfe des Mitarbeiters schafft es Julian die Mall durch den Hintereingang des Ladens zu verlassen. Der Angriff auf die Mall dauert 35 Minuten. 35 Minuten, bis die Polizei es schafft, den Täter zu fassen. 35 Minuten Todesangst, 35 Minuten, in denen Julian ununterbrochen versucht, entweder Max oder Ferdinand zu erreichen. In Julian breitet sich eine unangenehme Enge aus, er merkt nicht, wie Tränen sein Gesicht hinunter laufen. 35 Minuten in denen Julian noch nicht weiß, dass Max und Ferdinand Opfer wurden.
Was ist ein Trauma?
Nach dem DSM-5 kann ein Trauma immer dann als Trauma definiert werden, wenn der Betroffene mit der aktuellen Gefahr oder der befürchteten Gefahr des Todes konfrontiert wurde, ernstzunehmende Verletzungen erlitten hat oder sexuelle Gewalt durchleben musste. Nicht jede schlimme Erfahrung entspricht den Kriterien eines Traumas. Wenn die eigene Mutter nach langem Krebsleiden verstirbt, ist das zwar sehr traurig, aber entspricht nicht der Definition eines Traumas. Wenn die Mutter aber plötzlich aus dem Leben gerissen wird, weil sie bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben kommt, kann dies zu einem Trauma führen, weil der Betroffene mit der plötzlichen Gefahr des Todes konfrontiert wird. Warum ist die Erfüllung der Kriterien so wichtig? Ein Trauma benötigt eine andere Behandlung als andere schlimme Erfahrungen.
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?
Nach dem DSM-5 gehört die Posttraumatische Belastungsstörung nicht zu den Angststörungen, sondern zu den Trauma- und Stressbedingten Störungen. PTBS bezieht sich immer auf ein außergewöhnliches Erlebnis katastrophalen Ausmaßes (Trauma), das bedeutet ohne ein Trauma kann keine PTBS diagnostiziert werden. Typisch für die PTBS ist das sensorische wieder erleben des Traumas in Form von quälenden Erinnerungen und Flashbacks. Flashbacks beschreiben das aufdringliche (intrusive) Wiedererleben des Traumas. Während eines Flashbacks erlebt der Betroffene das Trauma wieder und wieder, man muss sich vorstellen, dass sich das Trauma vor dem inneren Auge erneut abspielt. Flashbacks fühlen sich so real an, dass die Betroffenen die mit dem Trauma verbundenen Gefühle erneut erleben. Flashbacks sind sehr spezifisch, wenn man als Kind vom eigenen Vater misshandelt wurde tritt der Flashback nicht als generelle Erinnerung über das Erlebete auf, sondern man erlebt eine bestimmte und konkrete Situation in der man beispielsweise geschlagen wurde. Flashbacks verlaufen nicht kognitiv, man denkt also nicht bewusst über das Trauma nach sondern sie kommen wie aus dem nichts.
Flashbacks sind ein Kriterium der PTBS. Es gibt aber noch weitere Kriterien die erfüllt werden müssen, damit eine PTBS diagnostiziert werden kann. Auffällig sind Vermeidungssymptome, diese treten meist parallel zu den Symptomen des Wiedererlebens auf, beispielsweise: emotionale Stumpfheit; Gleichgültigkeit, oder Teilnahmslosigkeit der Umgebung und anderen Menschen gegenüber. Außerdem werden Situationen (Trigger), die Erinnerungen an das Trauma hervorrufen könnten, aktiv vermieden. Neben den bereits benannten Kriterien leiden Betroffene auch unter negativen Änderungen von Kognition und Stimmungen, darunter fällt zum Beispiel niedriger Selbstwert oder zwischenmenschliche Probleme. Außerdem leiden Betroffene unter auffallenden Änderungen der Erregung und Reaktionsfähigkeit. In DSM-5 fallen alle Kriterien unter die Diagnose PTBS. Im ICD-10 wird noch ein Unterschied zwischen PTBS und komplexer PTBS gemacht. Diesen Unterschied gibt es im DSM-5, auf welches ich mich beziehe, nicht.
Führt ein Trauma zwangsläufig zu einer PTBS? Wir haben ja bereits geklärt, dass jeder, der unter einer PTBS leidet, zwangsläufig ein Trauma erlebt haben muss, da dies ein Kriterium der Diagnose ist. Entwickelt denn jeder, der ein Trauma erlebt hat, auch eine PTBS? Die Antwort ist nein.
1. PTBS ist nicht die einzige psychische Krankheit, die die Folge eines Traumas sein kann. Es gibt viele verschiedene Krankheiten die sich durch ein Trauma entwickeln können, beispielsweise eine Phobie oder Depressionen, diese Krankheiten hätten dann auch andere Symptome als Folge.
2. Nicht jeder, der ein Trauma erlebt, entwickelt eine PTBS, es gibt Faktoren die positiv gegen die Entwicklung einer PTBS arbeiten können wie ein ausgeprägtes soziales Umfeld. Da es potenzielle Faktoren gibt, die dich vor der Entwicklung schützen könnten gibt es aber auch gewisse Risikofaktoren die die Wahrscheinlichkeit erhöhen an einer PTBS zu erkranken.
Risikofaktoren:
Frauen haben ein erhöhtes Risiko an einer PTBS zu erkranken. Je mehr Traumata man in seinem Leben durchleben muss um so höher ist die Wahrscheinlichkeit an einer PTBS zu erkranken auch die Schwere des Traumas spielt eine Rolle. Das soziale Umfeld spielt bei der Entwicklung von psychischen Krankheiten meist eine große Rolle, so auch bei der PTBS, das soziale Umfeld kann einen möglicherweise davor schützen eine PTBS zu entwickelt, leider funktioniert das aber auch anders herum, sodass das soziale Umfeld auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann. Außerdem können Lebensstressoren wie Scheidung, Krankheit oder Geldmangel das Risiko erhöhen.
PTBS am Beispiel von Julian:
Blicken wir nochmal auf das Beispiel am Anfang. Julian leidet seit dem Amoklauf an PTBS. Durch die enorme Angst um sein eigenes Leben, aber auch den Verlust seiner zwei besten Freunde, hat er ein Trauma entwickelt. Mittlerweile sind 6 Monate vergangen und Julian leidet sehr. Seit dem Amoklauf kann er sich nicht mehr in Gebäuden mit großen Menschenmengen aufhalten. Kinobesuche und Einkaufen sind Dinge der Unmöglichkeit. Außerdem isoliert er sich stark, er geht so gut wie gar nicht mehr aus dem Haus, da er überall Trigger sieht. Flashbacks begegnen ihm in allen möglichen Alltagssituationen, das Parfüm das im Footlocker versprüht wurde bringt ihn sofort zurück in den Laden. Das mechanische hämmern der Bauarbeiter in Nachbars Haus erinnert ihn an das nachladen der Waffe und löst Flashbacks aus. Ihn plagen enorme Schuldgefühle weil er überlebt hat und seine besten Freunde gestorben sind. Er hat sich von seiner Freundin getrennt, weil er nicht mehr an das Leben vor dem Amoklauf erinnern werden möchte. Niemand kommt mehr an ihn ran, darum eckt er überall an. Julian ist wütend, aggressiv und hilflos. Er zweifelt an sich selbst: “Will ich so weiterleben?”, fragt er sich manchmal. Die PTBS stellt eine riesige Belastung für Julians Leben da, sein Leben ist nicht mehr das, was es einmal war.
Wie behandelt man eine PTBS? Eine mögliche Form der Therapie ist die Expositionstherapie, die wir schon im Rahmen der Phobie erläutert haben. Eine weitere Form der Therapie ist EMDR - Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet. Die EMDR nutzt Augenbewegungen und das Wiedergeben des Traumas zur Therapie.
Das funktioniert so: Wenn man ein Trauma abrufen möchte, in dem man von dem Erlebten berichtet, wandert das Erlebte ins Arbeitsgedächtnis. Währenddessen muss man die Augenbewegungen durchführen: Diese Aufgabe übernimmt auch das Arbeitsgedächtnis. Beide Aufgaben kämpfen also um die Aufmerksamkeit des Arbeitsgedächtnis. Ziel ist es, das Arbeitsgedächtnis durch die Augenbewegungen zu “überfordern“, sodass die Aufgabe der Augen ”gewinnt”. Dadurch klingt das traumatische Erlebnis ab. Wichtig ist es, dass das Arbeitsgedächtnis maximal überfordert ist mit der zweiten Aufgabe, man könnte beispielsweise anstelle der Augenbewegungen auch Tetris spielen - Hauptsache beide Aufgaben konkurrieren. Wann das Arbeitsgedächtnis maximal überfordert ist, ist individuell und muss deshalb angepasst werden.
Schlusswort Ich denke, es ist ziemlich deutlich geworden wie groß die Belastung einer PTBS ist, deshalb ist es enorm wichtig eine PTBS zu erkennen und zu behandeln. Wichtig: Nur weil du selbst bei einer bestimmten Situation kein Trauma entwickelst, bedeutet das nicht, dass eine andere Person kein Trauma entwickeln würde wenn er exakt die selbe Situation erleben würde. Jeder Mensch hat andere Grenzen. Bei einem Bankraub passiert es zum Beispiel immer wieder, dass manche Menschen stark traumatisiert sind und andere am nächsten Tag ganz normal weiter in der Bank arbeiten, als wäre nichts geschehen. Sollte jemand aus eurem Umfeld also über ähnliche Symptome klagen oder ein schlimmes Erlebnis gehabt haben, dann nehmt diese Person unbedingt ernst. Jeder von uns kann potenziell an einer PTBS erkranken.
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