Der Pride-Month ist zwar schon wieder vorbei, aber wir haben uns entschieden, trotzdem diese Woche das Thema Homosexualität zu behandeln. Es gibt nämlich viele verschiedene Verbindungen von Psychologie zur LGBTQ+-Community – aber leider sind die meisten davon nicht besonders rosig. Von der Geburt der Psychoanalyse an wurde Homosexualität pathologisiert, also als Krankheit behandelt.
Traurigerweise hält sich diese Ansicht, dass das romantische Interesse am selben Geschlecht nicht „normal“ ist, noch heute. Zwar ist von offizieller Seite (im DSM-V und ICD 10) Homosexualität und auch Transgenderism nicht mehr als Krankheit anerkannt. Es gibt aber in vielen Ländern auf der Welt noch pseudowissenschaftliche „Conversion-Therapies“, in denen versucht wird, transsexuelle oder homosexuelle Menschen zu „heilen“. In Deutschland sind diese „Therapien“ erst seit einigen Wochen verboten.
In diesem Artikel wollen wir erklären, was in diesen Verfahren passiert, wie sie entstanden sind, welche schlimmen Folgen Menschen davontragen, die sich so einer Conversion-Therapy unterziehen und auch, warum diese Therapien gar nicht funktionieren.
Erstmal vorweg: Wenn man von Konversions-Therapie spricht, steht dahinter nicht ein bestimmtes Therapiekonzept. Vielmehr ist es ein Sammelbegriff für viele verschiedene Methoden zur Entwöhnung von homosexuellen Neigungen. Meist steht hinter Organisationen, die diese Therapien anbieten, eine religiöse Bewegung – obwohl sogar der Vatikan Konversionstherapien nicht befürwortet. Auch so gut wie alle Ärzte und Psychotherapeuten lehnen die Methoden ab.
Arten von Konversionstherapien
Verhaltensumstrukturierung
Diese Methode ist wahrscheinlich die bekannteste. Wer die zweite Staffel von American Horror Story gesehen hat, kennt diese Art von „Therapie“. Ziel ist es, der Homosexualität mit operanter Konditionierung entgegenzuwirken. Meist sieht es so aus: Dem Patienten werden homoerotische Bilder gezeigt, und gleichzeitig bekommt er einen aversiven Reiz, zum Beispiel Stromschläge oder ein Medikament, von dem ihm übel wird.
Das soll dazu führen, dass Homosexualität mit Bestrafung verbunden wird. Der Körper soll sich in Zukunft, wenn er homoerotische Bilder sieht, schlecht fühlen. Diese „Therapie“ wird heute nicht mehr angewandt. Zum einen waren viele Patienten von der Therapie traumatisiert und fühlten sich andauernd schuldig. Zum anderen hat diese Methode auch nicht gewirkt.
Warum, ist offensichtlich: Die Verhaltensumstrukturierung hat zwar dazu geführt, dass Menschen sich schlecht fühlen, wenn sie homosexuelle Gefühle haben. Aber die Gefühle selbst kann sie natürlich nicht einfach auslöschen.
Lobotomie
Eine besonders grausame Methode zur „Heilung“ von Homosexualität war die Lobotomie. Hierbei wurden bestimmte Verbindungen im Gehirn durchtrennt. Die Methode wurde für kurze Zeit in den späten 40er Jahren als „Allheilmittel“ für psychische Krankheiten genutzt.
Die Patienten, die mit einer Lobotomie behandelt wurden, waren danach oft schwer behindert, sie verloren ihre Persönlichkeit, ihren Intellekt und ihren Antrieb. Die Konsequenzen wurden in Kauf genommen (entweder von den Angehörigen oder von den Patienten selbst, die von ihrem Leid erlöst werden wollten).
Schätzungen zufolge wurden bis zu 40 Prozent der Patienten von Walter Freeman, dem führenden Lobotomie-Arzt, wegen Homosexualität lobotomiert.
Psychoanalyse
Mit Freud wurde Anfang des letzten Jahrhunderts die Behandlung von mentalen Störungen groß gemacht. Für Freud galt Homosexualität als Krankheit, die aus Konflikten in der Kindheit resultiert. Man versuchte, durch Gespräche, Traumdeutung oder Hypnose herauszufinden, warum jemand am selben Geschlecht interessiert war, um das „Problem“ zu beheben.
Später entwickelten Psychologen diese Theorie weiter. In der „Reparativen Therapie“ wird davon ausgegangen, dass Homosexualität entsteht, weil man sich minderwertig gegenüber Menschen aus seinem eigenen Geschlecht fühlt und versucht, durch eine sexuelle Beziehung diese Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren.
Natürlich sind diese Theorien überhaupt nicht empirisch belegt. Heute hat sich auch die Gesellschaft für Psychoanalyse von der Konversionstherapie distanziert. Trotzdem wird diese Art von Therapie noch vergleichsweise häufig angeboten.
Keine dieser Methoden (außer vielleicht die Lobotomie, bei der die Sexualität einfach ausgeschaltet wird) hat in Studien tatsächlich gezeigt, dass die Patienten danach heterosexuell waren.
Die Folgen können dagegen fatal für die Patienten sein. Alyson Stoner, eine US-amerikanische Schauspielerin, nahm auch an einer Konversionstherapie teil. Sie wuchs in einer streng katholischen Familie auf und fühlte sich ständig schuldig, unnormal und „vom Teufel verfolgt“. Mittlerweile steht sie offen zu ihrer Pansexualität, aber das hat lange gedauert. Gegenüber CNN erzählt sie:
„Es kappt die Verbindung zwischen Körper und Geist. Ich nahm meinen Körper als etwas beschämendes wahr, als etwas, dem man nicht vertrauen kann. Am Ende vermurkste es auch meine Fähigkeit, echte Beziehungen zu anderen und zu mir selbst aufzubauen, weil ich immer eine Stimme in mir unterdrücken musste. Es bleiben immer Narben zurück.“
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